Serien

Große Serien zeichnen sich durch eine Reihe besonderer Merkmale aus. Sie vereinen eine Vielzahl von Kinofilmen, Fernsehfilmen, Fernsehserien und Episoden miteinander, bieten drumherum häufig Adaptionen als Computerspiel, Buch oder Comic, haben mehrere Jahrzehnte an Laufzeit, eine entsprechend große und eingeschworene Fangemeinde und bilden einen eigenen Kult. Die Serie spannt eine eigene Welt auf, in der die Geschichten spielen, und in der sich die Fans zuhause fühlen. Es gibt spezifisches Wissen, das sich aus der Serie ableitet. Als Brennpunkt werden häufig Conventions, also große Treffen, angeboten, auf denen die Fans in Originaloutfit erscheinen, neue Filme vorgestellt werden, Hauptdarsteller Autogramme geben oder besondere Events passend zur Serie inszeniert werden. Wenn man einzelne Episoden solcher Serien ansieht muss man nicht Teil dieser Bewegung sein, aber sobald man sich mehr damit befasst bemerkt man, dass hier ein tieferer kultureller Hintergrund existiert und die inszenierte Welt somit wesentlich greifbarer und realer wird. Man hat eine realistische Chance andere gleichgesinnte Fans zu treffen und kann das KnowHow aus der Serie zur Kommunikation nutzen. Die erfundene Welt manifestiert sich also durch die Handlungen und das Wissen der Fans.

Doctor Who

Die Serie ist in Deutschland erst in jüngster Zeit etwas populärer geworden, erfreut sich aber hierzulande insgesamt nur eines geringen Bekanntheitsgrades. Hingegen ist sie Großbritanien, wie auch davon beeinflussten Ländern, wie etwa Australien, extrem bekannt. Dies dürfte an ihrer langen Rekordlaufzeit liegen. Die Serie existiert seit 1963. Nach einer kurzen Flaute wurde sie 2005 neu gestartet, mit einer neuen Zählweise der Staffeln, die wieder bei Eins begann. Viele Fans, insbesondere außerhalb des britischen Empire, kennen nur diese neueren Staffeln, von denen es mittlererweile aber auch wenigstens 7 gibt.

Die Serie hat schon seit der ersten Urstaffel viele Konzepte, die eine so lange Laufzeit ermöglichen. Der Hauptdarsteller starb frühzeitig und musste ersetzt werden, also wurde erfunden, dass die Hauptfigur, der „Doktor“, Reinkarnationen durchläuft. Dabei hat die Hauptfigur mit jeder Reinkarnation eine neue Gestalt und auch einen neuen Charakter. Zudem ist der Doktor ein Time Lord und reist in einer Zeitmaschine, die getarnt ist als blaue Polizeitelefonzelle aus den 60er Jahren. Dieses Zeitreiseschiff nennt sich Tardis und ist innen größer als außen. Er kann damit, grob gesagt, an jeden Punkt des Universums und der Zeit gelangen. Dabei läuft längst nicht alles glatt und die Handlung versucht nicht, alles streng wissenschaftlich, menschenverständlich zu erklären. Ein Paradoxon durch die Zeitreisen taucht entweder nicht auf oder wird ein zu lösendes Abenteuer. Wie alles genau funktioniert, verrät der Doktor aber nicht weil es viel zu „Schnibbeldischnupp“ ist. Es eröffnen sich damit immer neue Möglichkeiten, an immer neuen Orten, in immer neuen Zeiten, in immer neuen Realitäten, mit immer neuen Wesen.

Der Urtyp einer ScienceFiction Serie, die die Grenzen der menschlichen Stereotype und Vorstellungswelten zu hinterfragen, karikieren und sprengen versucht. Die lange Laufzeit legt nahe, dass zahllose andere Serien von Doctor Who beeinflusst wurden. Noch älter ist jedoch Twilight Zone, das möglicherweise Vorbild auch für Doctor Who war. Allerdings hat Doctor Who es, im Gegensatz zur Twilight Zone geschafft, eine überspannende fortlaufende Handlung zu entwickeln.

Manche Folgen von Doctor Who sind vielleicht ein wenig albern oder einfach. Andere stellen wichtige ethische Fragen, stellen die Realität und die Grundfeste unseres Verständnisses der Welt auf den Kopf und inszenieren gruseligen Horror durch Wesen mit sehr subtilen aber effektiven Schreckmomenten. Fans wissen, warum man sich fürchten sollte, wenn plötzlich das Licht ausgeht, dass man steinerne Engelsfiguren niemals aus den Augen lassen darf und dass Strichlisten auf dem eigenen Arm nichts gutes bedeuten.

Trotz all dieser komplexen Geschichten ist Doctor Who vor allem witzig. Kein trockenes Technogebabbel, sondern spritzige Dialoge, die sich selbst niemals allzu wichtig nehmen. Trotz aller Gefahren, kann es niemals zu gefählich sein, um die Situation nicht noch mit einem frechen Spruch zu karikieren.

siehe auch: Doctor Who in der Wikipedia

Twilight Zone

Die Serie ist eher ein Konzept, das seit den 1950er und 1960er Jahren existiert. Unter dem Titel wurden eine Reihe von Serien und Folgen produziert, die zumeist unzusammenhängend sind und einzeln für sich stehen. Nur in Ausnahmefällen gibt es Doppelfolgen oder Folgen, die an ältere Folgen anknüpfen. Die Grundidee ähnelt Kurzgeschichten aus dem Bereich ScienceFiction, Fantasy und Horror. Immer wieder wird der Zuschauer mit Beginn einer Folge in eine völlig neue und unbekannte Szenerie geworfen, in der er sich zunächst einmal orientieren muss. Ähnlich wie bei Doctor Who ist dabei so gut wie alles erlaubt. Auch wenn die gezeigte Welt der uns bekannten zunächst ähneln mag, kann jede Form der Realität beschrieben werden und nichts muss so sein, wie es zunächst scheint. Twilight Zone ist hier noch deutlich unbeschränkter, da es praktisch keine konstanten Faktoren gibt.

Der Witz an der Serie ist die völlig freie Diskussion und Neudefinition einer erzählten Wahrheit. Der Zuschauer durchläuft einen Prozess der Verwunderung und Erkenntnis, während er das Gesehene verarbeitet. Wie ein Kind, das sich neu in der Welt orientieren muss, lernt er, welche Maßstäbe in dieser Serie gelten. Wie in einem Traum, der nur in sich selbst Sinn ergeben muss, werden Geschichten erzählt, die keiner externen Erklärung standhalten müssen. Fast immer sind die Folgen jedoch beunruhigend, verstörend oder sogar beängstigend. Dabei werden häufig ethische, moralische und philosophische Grundfragen diskutiert.

Für Fans nachteilig ist, dass die Konstanten fehlen. Ein wirklicher Kult kann sich daher allenfalls um das Grundkonzept und die Begeisterung für die Idee bilden.

siehe auch: Twilight Zone Episodenliste

 

Star Trek

Ebenfalls schon eine sehr alte Serie, die Ende der 1960er Jahre begann. Sie ist nicht so verspielt wie Doctor Who und viel konkreter als Twilight Zone, spielt aber dennoch mit ähnlichen Elementen. Ein Raumschiff ist auf der Reise durch den Weltraum und erlebt dabei Abenteuer. Man trifft auf neue absonderliche Wesen, muss sich mit ungewohnten Situationen auseinandersetzen. Fast jede gute ScienceFiction Serie enthält auch solche Elemente. Bei Star Trek koppelt sich aber eine handfeste und recht konstante Crew an das Raumschiff Enterprise. Dennoch können sich moralische Verwerfungen und Fragen stellen, die eher einer Erzählung aus der Romantik ähneln. Praktisch jede Folge ist in sich so gut wie abgeschlossen. Dies bleibt zumindest in allen frühen Serien so und ändert sich erst sehr spät.

Nach der Originalserie wurden sowohl Kinofilme, wie auch weitere Serien produziert, mit neuen Raumschiffen, neuen Besatzungen und sogar einer Raumstation, die das umherstreifende Raumschiff ersetzen sollte. Dafür kamen neue Elemente hinzu. Besonders das Holodeck eröffnet eine gänzliche neue Spielwiese. Dort können innerhalb der Welt von Star Trek neue fiktive Welten erschaffen werden. Auf einem Raumschiff entsteht so ein Abenteuer, das in einer Westernstadt spielt oder auf der Titanic. Die Holodeckwelten, sind explizite Computersimulationen, die nur dem Spiel und der Unterhaltung dienen. Auftretende Probleme, Anomalien und ethische Fragen, können dennoch alle möglichen Abenteuer kreiren.

Genauso wie bei Doctor Who entstehen bei Star Trek nach und nach verschiedene wiederkehrende Helden, Gegenspieler und Gegner. Die Dalek von Doctor Who sind ähnlich den Borg von Star Trek. Es gibt auch Zwischenwesen, die weder Gut noch Böse sind und dennoch herausfordernde Probleme darstellen, wie etwa Q. Die Crew selbst war ebenso stets Ausdruck einer gesellschaftlichen Herausforderung. Zunächst war die Crew multinational, es waren Frauen auf der Brücke und es war sogar eine schwarzhäutige Frau. Ein großes Wagnis für die damalige Zeit. Die nächsten Grenzüberschreitungen waren nicht mehr ganz so extrem: Ein schwarzer Captain. Ein weiblicher Captain. Ein Roboter als Crewmitglied.

Eine Reihe von Erfindungen haben absoluten Kultstatus und waren richtungsweisend für die ScienceFiction und auch die reale Wissenschaft. Obwohl das Beamen noch nicht greifbar ist, kennen wir Kommunikator und Trikorder längst aus der Praxis. Was in den 1960er Jahren, zu Zeiten von riesigen Computern, blinkenden Lämpchen und massiven Schaltern, noch undenkbar war, ist heute Realität. Ein kleines Minigerät erlaubt uns Fernkommunikation und diverse Berechnungs- und Analysefunktionn. Wir können unsere Smartphones heute auf neue Funktionen programmieren, so wie Data das in den 1980er Jahren mit einem Trikorder gemacht hat.

Bemerkenswert bei Star Trek ist das, was sich die „Erste Direktive“ nennt. Im Kodex der Sternenflotte, zu der auch die Enterprise gehört, gibt es eine primäre klare Anweisung: Man mischt sich nicht in die Entwicklung fremder Spezies ein, insbesondere dann nicht, wenn diese technologisch noch nicht so fortgeschritten sind. Dies ist eine klare Negation von Kolonialisierungsmaßnahmen. Dieses ethische Konstrukt bringt aber auch große Probleme mit sich. Darf man sich wirklich nicht einmischen, wenn andere Wesen in Not sind? Muss man sie sich selbst überlassen, damit sie aus sich heraus lernen können, wie sie mit den Problemen umzugehen haben?

Star Trek bringt ganz nebenbei eine Reihe weiterer soziokultureller Errungenschaften mit sich, die nicht im Vordergrund stehen und leider auch kaum diskutiert werden. Star Trek spielt in einer idealisierten Gesellschaft, bei der Geld, Armut und Klassenunterschiede kaum eine Rolle zu spielen scheinen. Das macht alles jedoch auch etwas farblos und unmenschlich und wurde erst mit späteren Folgen allmählich aufgeweicht.

Bei den Fans gibt es eine starke Lagerbildung. Wer eingefleischter Trekkie ist, lehnt typischerweise andere Serien, wie Star Wars, eher ab.Dahinter muss kein Konkurrenzdenken stecken. Wer sich gedanklich tief in eine Welt hinein versetzt, in der Star Trek existiert, hat es nicht leicht, gleichzeitig eine völlig anders funktionierende Star Wars Welt zu durchblicken.

siehe auch: Star Trek in der Wikipedia

 

Stargate

Der Kerngedanke der Serie steckt schon im Titel und geht auf den ursprünglichen ersten Kinofilm zurück. Es wird ein uraltes kreisrundes Steinportal gefunden. Als man endlich herausfindet, wie es technisch funktioniert, öffnet sich im Kreis ein Übergang, zu einer weit entfernten Welt. Es gibt eine Reihe technischer Details zu der genauen Funktionsweise und der Übergang sieht optisch eher aus wie ein leuchtender Wasserteich mit senkrecht stehender Wasseroberfläche, aber im Kern geht es darum, dass man über dieses und ähnliche Portale zu weit entfernten Planeten reisen kann.

Das man aus diesem einfachen Grundprinzip gleich eine ganze Palette Nachfolgeserien erschaffen kann, hängt wiederum damit zusammen, dass man auf mannigfaltige Orte, Wesen und Welten stoßen kann. Auch Parallelwelten und Zeitreisen spielen eine Rolle.  Aus diesem Kontext wird ein ganzes „Universum“ aufgebaut. Dabei werden konsequent alle möglichen Mythen und Legenden der Erde neu interpretiert. Die Idee dabei ist, dass alle Legenden wahr sind, auf tatsächlich existierende Wesen zurückzuführen sind, aber die Geschichten darüber mit der Zeit verblassten. Nachdem die Sternentore nicht mehr genutzt wurden, gerieten viele Details in Vergessenheit.

Stargate als Serie ist militärisch angehaucht. Das Sternentor das man auf der Erde gefunden hat, steht unter militärischer Kontrolle, genauer gesagt, natürlich unter Kontrolle des Militärs der USA, da es ja eine amerikanische Serie ist. Folglich sind alle Einsätze militärisch und natürlich geht es auch ständig darum sich gegen Eindringlinge, Feinde und alle möglichen Gegener zu verteidigen. Das ist typische Military Sciencefiction, auf relativ einfachem Niveau. Die Menschen sind ja aus unserer Gegenwart und nutzen primär auch die uns bekannte konventionelle Technologie.

Der Kontakt mit anderen Welten und Wesen wird insgesamt eher skeptisch gesehen und als Gefahr eingestuft, weshalb das Projekt geheim bleiben muss. Hier schlagen die Denkweisen von Staatssicherheit, Militärdoktrin und Geheimdiensten, wie man sie von den USA kennt, voll durch. Natürlich geschieht bei Stargate alles nur zum Wohle der Menschheit und das wird auch stets überdeutlich gezeigt. Die subtile Botschaft darin lautet natürlich: Seht ihr, deshalb müssen wir so vorgehen, denn wenn es so etwas ähnliches wie Stargate wirklich gäbe, dann könnten wir es euch nicht sagen, aber müssten euch entsprechend schützen. All diese Überlegungen sind in spätere Teil des Buches der Welten auf gewisse Weise mit eingeflossen. Zum einen der Aspekt, wie sich Fans von Stargate vielleicht ihre eigene Manifestation ihrer Serie erschaffen könnten. Auf der anderen Seite die Überlegung wie man mit vorhandenen Portalübergängen aus der Perspektive von Militär und Geheimdienst tatsächlich umgehen könnte.

 

Sliders

Eine Variation der Reisen durch Raum und Zeit bzw. durch Portale. Bei Sliders reisen die Akteure durch ein sich öffnendes Wurmloch, das sie nicht vollständig kontrollieren können, in eine parallele Welt. Diese ist der ursprünglichen eigenen Welt oft frappierend ähnlich, nur um dann in Details doch wieder Abweichungen zu offenbaren. Die fremde Welt kann aber auch deutlich andersartig sein. Sowohl Zeit als auch Ort, ändern sich aber zumeist nicht. Sliders zeigt also nur mögliche Alternativen unserer eigenen Gegenwart, schöpft dabei aber viele Möglichkeiten aus und präsentiert dem Zuschauer immer wieder neue Szenerien, auf die er sich einstellen muss. Dies ist durchaus ähnlich zu vielen anderen ScienceFiction Serien.

 

How I Met Your Mother

Die Serie mag hier aus dem Rahmen fallen, aber hat ein paar sehr interessante Aspekte zu bieten. Die Erzählweise ist einigermassen verworren, abwechslungsreich und fantasievoll. Es werden Symbole benutzt um eventuell zensurwürdige Begriffe zu vermeiden. Ganz besonders ist aber die Methodik des unerlässlichen Erzählers. In Rückblenden werden Geschichten oft subjektiv wiedergegeben und dabei falsch interpretiert oder so dargestellt, dass der Zuschauer nicht sofort den richtigen Schluß ziehen kann. Später wird dies dann durch neue subjektive Erzählungen ergänzt, korrigiert, karikiert oder klar gestellt. Genau genommen werden also unterschiedliche Wahrheiten über den selben Sachverhalt präsentiert. Meist gibt es am Ende dann eine Art Auflösung, wie die Sache nun objektiv wirklich war, aber nicht immer kann sich der Zuschauer darauf verlassen.

 

Sonstige Serien und Fangemeinden

Es gibt noch einen Haufen guter und großer Serien, jeweils mit ihrer eigenen Fangemeinde. Diverse Serien sind auch dem Autor durchaus bekannt und bei ihm beliebt. Für den Kontext des Buches hatten sie aber eher einen untergeordneten Einfluss. Dennoch besteht kein Anspruch hier eine absolut vollständige Auflistung abzuliefern.

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Das Buch der Welten