Witchvisor

In der Zeit von 1994 bis 2004 wurden eine ganze Reihe Erlebnisrallys unter dem Namen „Improvisor“ organisiert. Fast jede hat ein eigenes Motto und ein eigenes Spielkonzept, sodass die Teilnehmer immer wieder aufs neue gezwungen wurden zu improvisieren. Das Konzept des Witchvisor 2001, basierte darauf, dass Teams nachts im dunklen Wald eine Reihe von Paketen mit Geschichten und Rätseln darin finden sollten. Jedes Rätsel führte die Teilnehmer zu neuen Verstecken und enthielt neben Kartenmaterial auch Teile von Geschichten und Hintergrundinfos. Dabei fokusierten wesentliche Teile auf Szenarien, wie sie auch im „Buch der Welten“ und im Bereich von „Transverticons“ eine wichtige Rolle spielen. Unheimliche Phänomene in einem alten Wald, in dem Hexen leben und sich die Realität nicht so verhält wie man es erwarten würde.

Die Storyline orientierte sich lose am Film „Blair Witch Project“ und sah vor, dass viele der Dokumente einem Art Tagebuch eines Forschungsteams entsprachen, dass in dem Wald verschwunden war. Durch diese Tagebucheinträge, die in den Paketen verstreut waren, konnten die Teams allmählich die Geschichte rekonstruieren und sollten somit in die unheimliche Situation integriert werden. Ein sehr ähnliches Konzept, allerdings bei Tage und im größeren Gebiet, wurde auch schon beim dritten Improvisor 1995 angewendet, der damals unter dem Titel „Phönix Wings“ lief und in und um Landshut stattfand.

Diesmal wurde als Gebiet für das Spiel der „Berglwald“ zwischen Ober- und Unterschleißheim gewählt, da er sehr gut durch eine Vielzahl von Wegen erschlossen ist, großteils schon bekannt war und ohne Probleme in Ruhe vorher kartografiert werden konnte. Zudem lies sich sein Gebiet klar eingrenzen lässt. Der Wald ist nicht allzu groß, lässt sich ausreichend schnell per Fahrrad durchqueren, aber bietet dennoch genug Raum und Fläche, damit sich die Teams kaum begegnen. Problematisch war dass der Wald jedoch auch bewohnt wird und hier auch Passanten unterwegs sind, mit denen es teilweise zu unheimlichen Begegnungen kam.

Da praktisch jeder Improvisor auch ein Novum für die Organisatoren darstellte, kam es auch beim Witchvisor unweigerlich zu einer Reihe von Problemen, die vorher so nicht absehbar waren. Zum einen gab es größere Schwierigkeiten beim Auffinden der Pakete. Zum anderen war es nachts im Wald fast unmöglich die ganze Informationen sofort zu verstehen und zusammen zu fügen. Bemerkenswert an dem Event war jedoch dass er erst bei Sonnenuntergang startete und sich bis weit nach Mitternacht zog. Zudem wurden lediglich Fahrräder genutzt.

Eine Weile später wurde ein ähnliches Konzept im gleichen Waldgebiet erprobt. Dabei wurde auf eine Hintergrundgeschichte verzichtet und die Teams konnten selbst Pakete verstecken, die jeweils die anderen Teams finden sollten. Damit war es ohne ausschweifende Vorbereitungen möglich, ein nächtliches Spiel im Wald zu inszenieren, bei denen auch der Organisator selbst mit teilnehmen konnte.

Der Witchvisor fand 2001 vor dem 11.September statt. Danach war sofort das Spielkonzept in Frage gestellt, da eine allgemeine Panik herrschte und versteckte Pakete und Aktivitäten im dunklen Wald unweigerlich Verschwörungstheorien und Terrorpanik auslösen konnten. Die Lage beruhigte sich zwar wieder, allerdings blieb das Problem, dass Außenstehende die Events allzuleicht als „dubios“ und „verdächtig“ einstuften. Ein ähnliches Problem kennen die Anhänger des Geocaching, bei dem es ebenso um das Auffinden von Paketen, über Rätsel geht. Beim Geocaching spielen jedoch die per GPS ermittelten Geokoordinaten eine weitaus größere Rolle. Zu Zeiten des Witchvisor existierte GPS bereits, war aber noch längst nicht so verbreitet wie heute. Es wurden eigenständige, relativ teure, Geräte benötigt, die sehr lange zur Ermittlung der Koordinaten benötigten. Als Organisator konnte man längst nicht davon ausgehen, dass jedes Team einen solchen GPS Empfänger besaß oder ausleihen konnte. Dies war selbst beim letzten Improvisor Event 2004 noch nicht der Fall, obwohl hier erstmals GPS zur Lösung von Aufgaben vorgesehen war. Das Geocaching wurde somit etwa in dieser Zeit, als der Improvisor langsam sein Ende fand, erst wirklich populär.

 

Das Buch der Welten