Spiele

Es gibt eine große Vielfalt verschiedener Computerspielgenre. Angefangen von Imitationen bekannter Brett- und Kartenspiele, über Simulationen und Adventures, bis hin zu Knobelspielen. Das ursprüngliche Konzept jedes konventionellen Spiels war es, eine neue Welt zu erschaffen, mit besonderen Regeln – eine Spielwelt, in der man sich bewegen und Aufgaben lösen konnte. Dieses Konzept wird auch bei Computerspielen weiter getrieben, hinein in Bereiche, die ohne Computer nicht realisierbar gewesen wären.

Einige Genres fokussieren ganz besonders auf die Ausgestaltung dieser Spielwelt. Zunächst denkt man hier vermutlich an Spiele mit überragender 3D-Grafik und opulenten optischen Szenerien. Vom Ursprung der Entwicklung her, bilden jedoch auch reine Textadventure und sogenannte Multiuserdungeons (MUDs) ein wichtiges Fundament der Erschaffung virtueller Welten, ohne diese optisch direkt zu zeigen. Ähnlich einem Buch, werden alle Szenerien lediglich durch Texte beschrieben, allerdings kann sich der Spieler interaktiv in diesen Textwelten bewegen. Das Buch reagiert somit auf die Eingaben des Spielers und lässt ihm Entscheidungsmöglichkeiten. Ein MUD basiert dabei zudem auf dem Konzept von Pen&Paper Rollenspielen, die mithilfe von MUDs nicht nur in den Computer, sondern auch in eine elektronische Interaktion mit anderen Spielern gebracht wurden.  Bereits seit den 1980er Jahren existierten Server, die per Netzwerk erreichbar sind und auf denen sich mehrere Spieler verbinden können, um gemeinsame Abenteuer in einer virtuellen Welt zu erleben, die nur digital existiert und mit der man früher nur mit Textein- und -ausgabe interagieren konnte.

Durch die Kombination mit 3D-Grafikszenerien, wie sie inzwischen aus anderen Computerspielen bekannt waren, entstanden dann die Spiele die dem Bereich MMOGs (Massive Multiplayer Online Games), mit deren wichtigstem Unterbereich der MMORPGs (Massive Multiplayer Online Roleplaying Games). Wie bei den MUDs läuft die Spielwelt auf einem zentralen Server, zu dem man sich per Computernetzwerk verbindet, doch die Darstellung und Interaktion mit der Welt erfolgt über aufwändige 3D-Grafiken, durch die man sich mit seiner Spielfigur räumlich hindurch bewegen kann. Der bekannteste Vertreter dieses Genres ist immer noch World of Warcraft (WoW), wenngleich es inzwischen zahlreiche andere Spielwelten gibt. Allen diesen Welten ist gemeinsam, dass sie persistent sind, also jede Minute, jeden Tag, über Jahre hinweg, fortbestehen, egal welche Spieler sich gerade damit verbunden haben oder nicht. Es gibt, ähnlich wie in der realen Welt, auch keine Möglichkeit die Welt anzuhalten oder auf einen zuvor gespeicherten Zustand zurück zu setzen.

Bei der Erfindung und Ausgestaltung dieser Welten, wurden zahllose kleine und große künstlerische Werke geschaffen. Dabei gibt es einen regen kulturellen Austausch zwischen den verschiedenen Spielen, aber auch mit den Kulturformen, außerhalb der Spielwelt. Insgesamt sind Computerspiele ein eigenes Kulturgut, das heutzutage eine wichtige Schlüsselfunktion einnimmt, die gleichberechtigt zu anderen medialen Formen zu sehen ist. Einzelne Elemente die in Computerspielen erfunden wurden, finden sich heute auch in ganz anderen Bereichen und wichtige Symbole unserer Gesellschaft manifestieren sich ebenso in Computerspielen. Das Gesamtthema der virtuellen Welten, wurde ebenso bereits künstlerisch diskutiert und umgesetzt. Die „Simulacron3“ Novelle und der darauf basierende Film „Welt am Draht“, bzw. „13th Floor“ sind hier ganz besonders zu nennen.

Eine andere spannende Variante von Spielen sind die sogenannten Alternate Reality Games (ARGs) die neben einer optionalen virtuellen Komponente, immer auch die reale Welt integrieren. Über die Realität wird eine zweite, alternative, Realität gestülpt, indem diese angereichert und uminterpretiert wird. Damit sind ARGs im weiteren Sinne auch Artverwand zu LARPs (Live Action Role Playinggames). Vom Prinzip her brechen manche ARGs dabei aus der rein virtuellen Spielumgebung auf einem Server aus und bedienen sich realer Orte und Komponenten, die mit neuen Funktionen und Informationen angereichert werden. Dies nennt sich „Augmented Reality“. Statt sich mit einer Spielfigur nur in einer 3D Grafik zu bewegen, führt man tatsächliche Bewegungen auf echten Straßen aus, denen man jedoch neue Bedeutungen gibt. Es gibt dazu meist weiterhin eine virtuelle Spielwelt, eine Schattenwelt, die mit der echten Welt korreliert. Die ARGs gibt es jedoch auch noch in gänzlich anderer Form. Inszeniert werden sie gerne als virale Marketingmaßnahme für Filme und Computerspiele. So wurden zum Film „Cloverfield“ Blogs von Charakteren aus dem Film erstellt und über eine Firmenwebseite der frei erfundenen Marke „Slusho“ wurden versteckte Vorabinformationen zum Film dargeboten. Damit sind viele ARGs mit dem Genre der „Adventure“ Spiele verwandt.

Es gibt inzwischen wesentlich mehr Computerspiele, als ein einzelner Mensch in seiner Lebzeit überhaupt jemals ernsthaft spielen könnte. Viele der Spiele benötigen viel Zeit, um sie in allen Details zu entdecken und zu begreifen. Das allein macht es unmöglich sich jemals im Detail mit einer großen Zahl von Spielen zu befassen. Aus der Vielzahl hier einige, die dem Autor (mir) besonders bekannt sind und für wichtig gehalten werden.

World of Warcraft

Das Spiel ist in die Jahre gekommen und es gibt genügend Kritikpunkte. Es war über lange Zeit das mit Abstand erfolgreichste MMORPG und damit richtungsweisend für viele andere Spiele. Die erschaffene Welt in ihren Details und die dazugehörige Hintergrundgeschichte ist sehr umfangreich. Inzwischen kann man als Spieler mehrere (kleine) Kontinente bereisen, darunter die „Scherbenwelt“, ein Stück Land, das irgendwo in einer Art Hyperspace schwebt. Es gibt dutzende individuell gestaltete Landschaftszonen und eine Reihe von Städten, sowie mehrere dutzend Dungeons in denen man sich als Gruppe in Abenteuer stürzen kann. Die Reisen durch die verschiedenen Teile der Welt benötigen etwas Zeit, denn man muss die Strecken zu Fuß, per Reittier, per Flugtier, mittels Schiff oder Untergrundbahn zurücklegen. Es gibt eine Reihe verschiedener Rassen, die man spielen kann, von Nachtelfen über Zwerge bis hin zu Trollen. Man erlernt Berufe, stellt Gegenstände her und kann im Auktionshaus handeln. Ein wichtiger Bestandteil ist das Lösen von Aufgaben (Quests) von denen es im Spiel extrem viele gibt, wobei sich hier schnell Stereotype zeigen. Manchmal ist es deshalb auch viel interessanter, einfach das Gebiet zu erkunden oder längst bekannte Orte erneut zu besuchen. Etwa den riesigen Baum der Nachtelfen, der eine eigene Insel bildet, die schwebende Magierstadt Dalaran, das Schlingendorntal oder das Dark Portal. Es gibt hunderte liebenswerter kleiner Orte und Anekdoten, die bei vielen Spielern bekannt sind.

WoW ist heute immer noch von Bedeutung, kann aber als Synonym für eine ganze Generation von Spielen gesehen werden. Die Grundzüge, Grundideen und wichtige Spielkonzepte und Bedienkonzepte finden sich in ähnlicher Weise bei vielen anderen Spielen, die jeweils ihre eigene liebenswerte detailreiche Welt aufbauen in denen ganz eigene Anekdoten und Geschichten spielen.

EVE-Online

Das Konzept von Eve-Online (oder kurz einfach Eve) ist deutlich unterschiedlich zu WoW obwohl es sich ebenso um ein MMORPG handelt. Eve wählt ein ScienceFiction Setting, während der überwiegende Teil der MMORPGs in einem Medival, also Mittelalter, Szenario stattfinden. Man reist zwischen vielen hundert Sternensystemen, die jeweils viele Weltraumstationen enthalten können umher, indem man mit seinen Raumschiffen Sprungtore und Warpantriebe benutzt. Der bereiste Weltraum ist zumweist sehr leer und unterscheidet sich nur unwesentlich. Dafür gibt es extrem detailierte Möglichkeiten wie man sich verschiedenste Schiffe ausrüsten und ausstatten kann, um für bestimmte taktische Bedingungen optimal gerüstet zu sein. Man kann Erz aus Asteroiden abbauen, sich mit der Produktion von verschiedenen Gütern befassen, Handel treiben oder sich in kriegerische Auseinandersetzungen stürzen. Eve hat ein beispiellos komplexes Handelssystem und simuliert eine komplette detaillierte Wirtschaftskette. Jede der vielen Gegenstände kann über komplexe, ineinandergreifende Prozesse hergestellt werden. Insofern ist Eve nur zu einem Teil eine Simulation für Kämpfe zwischen Raumschiffen. Zum anderen Teil ist es eine bemerkenswerte Wirtschaftssimulation. Der dritte Teil besteht, wie bei allen MMOGs aus der sozialen Interaktion zwischen Spielern. Dabei ist Eve hier besonders perfide und erlaubt es den Spielern, sich auf verschiedenste Weise zu betrügen und zu hintergehen. Die Entwickler verweisen darauf, dass eigentlich so ziemlich alles erlaubt ist, wenn die Spielmechanik es vorsieht. Gerade das macht für manche den besonderen Reiz von Eve aus.

Ingress

Ein Spiel, das sich echter Orte bedient und darüber eine neue Realität legt (Augmented Reality). Dahinter steckt Google, die auch mithilfe des Spiels ihre Wissensdatenbank abgleichen und aufbessern wollen. Gleichzeitig ist dadurch aber ein bemerkenswertes Spiel entstanden, für das die Zeit reif war. Ingress ist sicher nicht das letzte solche Spiel, aber war das erste, das so groß inszeniert wurde. Es läuft auf Android-Smarphones und benutzt die GPS-Koordinaten, also die aktuelle Position des Gerätes. Durch einen Abgleich mit einer Hintergrunddatenbank bekommt der Spieler eine virtuelle Umgebung, passend zu seiner momentanen Position eingeblendet. Dies erfolgt noch sehr sparsam in Form einer Art Landkarte, auf der die strategisch wichtigen Positionen und deren Status zu sehen sind. Zwei riesige Teams mit vielen tausend Mitspielern arbeiten dabei in einem weltweiten Wettstreit gegeneinander und versuchen bestimmte Punkte einzunehmen, zu verteidigen oder zurückzuerobern. Die Spieler müssen für die entsprechenden Interaktionen tatsächlich räumlich vor Ort sein. Um einen bestimmten Punkt auf einem Hügel einzunehmen, muss man also tatsächlich diesen Hügel erklimmen. Das Spiel hat damit wesentliche Züge einer Schnitzeljagd, bei der man durch die Gegend rennt, wenngleich hier gänzlich neue Spielregeln erfunden wurden.

 

 

 

 

 

Das Buch der Welten