Filme

Es gibt eine Vielzahl an Filmen, die mit der Relativität von Realität und Wahrheit spielen.

Ein großer roter Faden dreht sich um Simulacron 3, ein Roman, in dessen Geschichte eine Simulation gebaut wird, die fast real wirkt. Daraus entwickelt sich die Frage, inwiefern die eigene Welt nicht ebenso eine Simulation sein könnte, über der es eine weitere Realität geben könnte.

  • 13th Floor
    Ist genaugenommen ein Remake von „Die Welt am Draht“, der auf den Roman „Simulacron 3“ zurückgeht.
    Kernfrage dabei ist: Was, wenn diese Welt nur eine Simulation wäre und über dieser Welt eine weitere existiert?
    Diese Grundfrage zieht sich durch zahlreiche Romane, Filme und philosophische Diskussionen.
  • Avalon
    Ein kaum beachteter Film, der jedoch einigen Reiz hat. In einer eher tristen Welt verbringen viele Menschen ihre Zeit in einem illegalen Spiel, das sich vorwiegend mit Kampfsimulationen befasst, bei denen verschiedene Spielerklassen und Rollen existieren. In dem Spiel gibt es ein Geheimnis, ähnlich wie die versteckte Botschaft bei 13th Floor. Auf der Suche danach kommt eine Spielerin in immer höhere Spiellevel, bis sie plötzlich eine Welt betritt, die der Zuschauer auf einmal als seine Realität wiedererkennt. Dennoch legt der Film nahe, dass dies alles weiterhin nur Teil des Spiels ist.
  • eXistenZ
    Das was 13th Floor noch sehr explizit zeigt, treibt eXistenZ auf die Spitze indem es simulierte und reale Welten immer schneller ineinander verschachtelt und der Zuschauer die Ebenen immer schneller nach oben und unten durchschreitet.
  • Matrix, Matrix Reloaded, Matrix Revolution
    Das Konzept der simulierten Welt wird hier auf wenige Ebenen reduziert, ähnlich wie bei Simulacron 3, dafür rückt das Wesen der Simulation und die Besonderheiten der Simulationsumgebung stärker in den Vordergrund. Matrix enthält Anspielungen auf „Alice im Wunderland“ und befasst sich mit der Frage, inwieweit man die Welt durch seinen Verstand kontrollieren kann.
  • Star Trek Next Generation (Serie)
    Zahlreiche Episoden sind um eine Technik gestrickt, die sich „Holodeck“ nennt. Dabei handelt es sich um eine Simulationsumgebung, ähnlich dem Simulacron 3 Konzept. Die philosophischen Aspekte werden dabei schrittweise immer genauer durchleuchtet. Bleibt eine simulierte Welt existent, wenn man die Simulation abschaltet? Leben die Wesen darin wirklich? Was unterscheidet simulierte Menschen von echten Menschen? Gibt es einen Unterschied, wenn man ihn nicht erkennen kann?
  • Inception
    Im Film wird das Grundkonzept aufgegriffen und auf Träume adaptiert. Statt in Simulationsebenen, bewegen sich die Akteure in Traumwelten, die ineinander geschachtelt sind. Es stellt sich auch hier die Frage, ob das, was man als Realität begreift, wirklich die letzte tatsächliche Wahrheit ist, oder ob es sich nur wieder um eine weitere Traumebene handelt.
  • Truman Show
    Die Simulation einer Welt, auf ganz andere Weise, zeigt dieser Film. Einem einzelnen Menschen, wird eine fiktive Welt vorgespielt. Alle sind eingeweiht, es gibt ein riesiges Studio, nur die zentrale Figur kennt die Wahrheit nicht und denkt, sie lebte tatsächlich in dieser inszenierten Welt. Ein wenig hat dies Ähnlichkeit mit dem Film „50 erste Dates“. Die übergeordnete Realität lässt sich nur finden, indem man die Studiotüre entdeckt und darüber die eigentliche reale Welt betritt.
  • Synecdoche New York
    Den umgekehrten Weg, wie die Truman Show, geht dieser Film. Es wird eine explizite Inszenierung erstellt und schließlich die Inszenierung innerhalb der Inszenierung. Das ganze Leben wird zu einem großen Theaterstück, indem das Leben nachinszeniert und damit letztlich die Realität in Frage gestellt wird. Ein ähnliches Konzept findet sich im Musikvideo zu Björks Lied „Bachelorette“, beim dem es ebenfalls um eine in sich selbst geschachtelte Selbstinszenierung geht.
  • Die Insel
    Ein Meshup der Klassiker „Running Man“, „Logan’s Run“ und „THX 1138“. Eine immer wieder erzählte Geschichte von einer Trugwelt und einem totalitären Regime. Menschen werden zu Sklaven, indem ihnen die Wahrheit über ihre Existenz vorenthalten wird. Dies findet sich ebenso in „Matrix“, „Brazil“, „Dark City“ aber auch in Kinderfilmen wie „Amber City“.
  • Cube / Hypercube / Cube Zero
    Hier bekommt die Inszenierung und Versklavung einen besonders perfiden und perversen Beigeschmack. In einem völlig künstlichen Labyrinth versuchen Menschen zu überleben, die nicht wissen, wie sie hineingekommen sind oder warum sie hier sind. Verzweifelt suchen sie nach einem Ausgang, ohne dass klar ist, ob es einen solchen Ausgang überhaupt geben darf. Die Sicherheit und Existenz der gesamten Umgebung wird ständig in Frage gestellt.
  • The Game
    Nur ein Spiel, aus Spaß an der Freude, das schnell um sich greift und bei dem die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung unklar werden. Das Spiel scheint bitterer Ernst zu werden, die Inszenierung wird unklar und doch zeigen sich immer neue Schichten der Inszenierung, bis zur völligen Übersteigerung. Am Ende ist alles nur ein Spiel, aber ein extrem gutes. Das beste Spiel, das man sich nur irgendwie vorstellen kann.
  • Stranger than Fiction
    Einmal quer durch die Erzählebenen. Eine Figur aus einem Roman, die entdeckt, dass sie in der derselben Welt lebt, wie die Autorin und dass diese direkt ihr Schicksal bestimmt. Normalerweise gibt es bei Erzählungen eine ganz klare Trennung zwischen der Welt des Erzählers und der Welt desjenigen der erzählt wird. Das ist hier jedoch nicht mehr der Fall.
  • Being John Malkovich
    In einem komischen Zwischengeschoß, gibt es einen seltsamen Gang. Wenn man dort hinein kriecht kann man für kurze Zeit alles sehen, was John Malkovich sieht und kann sein Leben steuern. John Malkovich spielt sich in diesem kuriosen Film dabei auch noch selbst. Als er mitbekommt, was andere Leute mit seinem Leben tun, will er es auch ausprobieren, ohne zu ahnen was geschieht, wenn er in sich selbst einsteigt.
  • Galaxy Quest
    Eine recht normale Komödie aus dem ScienceFiction Parodiebereich und gleichzeitig ein toller Film, der den Zusammenhang zwischen Fiktion und Realität unter die Lupe nimmt. Wenn eine fremde Rasse, die viele Fähigkeiten aber auch Defizite hat, denkt, dass eine Sciencefiction Serie der Erde real ist, was kann dann passieren? Die inszenierte Welt der Menschen, wird von den Fremden zu einer funktionsfähigen Realität ausgebaut. Die Menschen tun sich aber zunächst recht schwer damit, sich in der neu entstandenen Umgebung zurecht zu finden.

Eine Abwandlung der Frage nach Wahrheit, Realität und Simulation, stellt die Frage nach sich selbst dar. Woher weiß man wer man wirklich ist, insbesondere dann, wenn man sich auf seine Erinnerung und Wahrnehmung nicht mehr verlassen kann? Was macht einen Menschen wirklich aus?

  • Total Recall
    Beim Film, wie auch beim Remake, wird mit manipulierten Erinnerungen gespielt. Durch eine Technik mit der sich Erinnerungen künstlich erzeugen, löschen und verändern lassen, kann man auch die Persönlichkeit und den Charakter neu programmieren. Wie leicht man dann in eine Situation kommt, in der man gegen sein früheres Ich kämpfen muss, wird dem Hauptcharakter deutlich. Der Film hat Parallelen mit der Truman Show und mit Blade Runner.
  • Blade Runner
    Kernpunkt sind menschenähnliche Wesen, die selbst nicht wissen, dass sie keine Menschen sind. Ihnen wurden künstliche Erinnerungen eingesetzt, die nicht ihre eigenen sind. Eine wichtige Frage ist, inwiefern man diese Androiden als Menschen behandeln muss.
  • Moon
    Ein sehr guter Independant Film, der ebenfalls mit der Frage nach der eigenen Existenz operiert. Was wäre, wenn man plötzlich die eigene Leiche findet und feststellt, dass das Leben, das man zu Leben denkt, gar nicht das eigene ist?
  • The Others
    Kontakt mit Geistern, wie er unheimlicher kaum sein könnte. Dabei liegt der Witz darin, zu erkennen, wer diese Geister wirklich sind und wie sich ihre Existenz als Geist anfühlt. Eine Geschichte die mit den Ebenen der Wahrnehmung spielt.
  • Sixth Sense
    Noch eine Geistergeschichte, bei der erst mit der Zeit klar wird, um was es wirklich geht. Auch dieser Film basiert darauf, dass einigen Akteuren im Film unklar ist, wer sie selbst sind. Dem Zuschauer ist dies ebenso wenig plausibel. Alle gehen überzeugt von verqueren Tatsachen aus und missinterpretieren die eigene Existenz.
  • A Beautiful Mind
    Wenn man ein Mathegenie ist und der Geheimdienst einen auffordert zu helfen, aber die Sache geheim zu halten, dann mag das suspekt sein. Eine Welt, die Viele objektiv nicht wahrnehmen können, in Form mathematischer Rätsel und Zusammenhänge. Eine Welt aus Lug, Trug und Geheimnissen, wie sie die Geheimdienste aufbauen. Und mitten darin die entscheidende Frage, was davon wirklich existiert und wer man selbst eigentlich ist.
  • Memento
    Der Film handelt nicht nur von einem Menschen, der sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat, sondern verdeutlich auch dem Zuschauer wie sich dieser Zustand anfühlen muss. Dies gelingt durch einen Kunstgriff, indem alles rückwärts erzählt wird. Der Zuschauer weiß somit zunächst nicht, wie es zu einer Szene kam, sondern muss die genauso aus dem Nichts heraus zu begreifen versuchen, wie der Mann dem das Kurzzeitgedächtnis fehlt. Erst nachträglich erfährt der Zuschauer wie es dazu kam, indem im Anschluß die Szene davor gezeigt wird. Doch auch zu der fehlt wiederum die Vorgeschichte.

Inwiefern bestimmen wir die Realität selbst, durch das was wir denken? Mit dieser Kernfrage befassen sich viele Filme und Geschichten. Filme wie Inception oder Matrix enthalten Aspekte, bei denen der Geist die Kontrolle über die Welt übernimmt, die um ihn herum existiert. „There is no spoon“, lautet ein wichtiges Mantra aus Matrix.

  • Matrix
    Zumindest innerhalb der simulierten Matrix können Eingeweihte die Regeln der Welt „biegen“ und damit die Welt formen. Neo kann dies schließlich auch in der Welt, die als real begriffen wird, was die Frage aufwirft, inwiefern nicht auch diese Realität nur wieder eine neue perfide Simulation darstellt. Dies wird jedoch nicht aufgelöst.
  • Dark City
    Obwohl die Welt keine Simulation ist, ist ihre Wahrheit dennoch inszeniert. Die Erinnerung der Menschen ist ausgetauscht, die Welt selbst eher eine Bühne, ohne Chance, die Stadt zu verlassen. Eingeweihte können darin die Realität formen, indem sie „tunen“. Damit ist Dark City ein Meshup aus zahlreichen anderen Filmen und dennoch auf seine eigene Weise sehenswert.
  • Sphere
    Ein klassischer Horrorthriller mit der Ausrichtung „Unterwassermonster“. Das tieferliegende Konzept handelt jedoch von den Monstern, die wir nur durch unsere eigenen Albträume erschaffen. Gefahren, die nur durch unsere Angst zu Gefahren werden. Wie die Graugnome, bei Ronja Räubertochter, die nur Macht über uns erlangen können, solange wie uns davor fürchten.
  • Re-Cycle
    Ein passender Titel wäre auch gewesen: Das Land der vergessenen Dinge. Was passiert mit all dem, was wir aus unseren Köpfen verdrängen.
  • Stalker
    Ein großartiger Film und ein Geheimtip, aber nicht ganz trivial. Der Film ist in seiner Erzählung extrem ruhig und nutzt sehr schöne, langsame Bilder. Es wird nur wenig von der Gesamtsituation erklärt, vieles muss man sich erschließen. Offenbar gibt es ein Sperrgebiet, das nicht betreten werden darf. Dort existieren gefährliche Anomalien, die man jedoch nie direkt zu Gesicht bekommt. Der Stalker führt eine kleine Gruppe Menschen in dieses Gebiet, bis zu einem Zimmer, das als Raum der Wünsche bekannt ist. Jeder tief empfundene echte Wunsch geht in Erfüllung, wenn man dort ist. Die große Gefahr und Angst dreht sich jedoch um die Frage, wie dieser Wunsch tatsächlich aussieht und ob man bereit ist mit diesen Konsequenzen zu leben.

Zwischen den Wahrheiten. Wenn es keine eindeutige einzigartige Realität mehr gibt, sondern sich verschiedene Welten mischen, die Wahrheit vielfältig wird und unklar ist, wann man sich in einem Traum, in der Realität oder in einer von vielen existenten Welten befindet. Viele Filme befassen sich mit diesem Thema. Auch in Re-Cycle dringt man in eine solche Halbwelt ein. Auch in Avalon bleibt unklar, was die Spielwelt und was die Realität ist. In einigen Filmen wird das Konzept aber besonders deutlich.

  • Brazil
    Ein totalitäres, willkürliches und bürokratisches System. Die Geschichte wird manipuliert, indem Akten geändert werden. Ein Angestellter in diesem bürokratischen Apparat kommt damit nicht zurecht. Die Realität wirkt oft komisch, ist aber grausam und kalt. Er flüchtet sich deshalb immer mehr in Traumwelten. Beim Verhör wird der Beamte gefoltert. Zunächst scheint es so, als ob eine Kommandoeinheit der Rebellen ihn schließlich rettet, doch auch dies entpuppt sich wieder als eine Traumwelt, in die der Beamte schließlich entkommt. Er flüchtet sich in den friedlichen Wahnsinn seiner Innenwelt.
  • Sucker Punch
    Obwohl Sucker Punch eine ganz andere Art von Film ist, teilt sie viele dramaturgische Aspekte mit Brazil. Eine Insassin einer fragwürdigen Nervenklinik durchlebt erdachte Abenteuer und löst Aufgaben für einen Meister, der nur in ihrer Fantasie existiert. Obwohl sie letztlich zu scheitern scheint und ein Opfer der Anstalt wird, ist dies dennoch ihr vorhergesehener Sieg, indem sie ultimativ in die innere Welt flüchtet.
  • Pans Labyrinth
    Der Film spielt in einer grausamen Welt, wie sie im Spanien der 1940er Jahre wirklich existierte. Die Brutalität wird unbeschönigt dargestellt. Dem gegenüber gibt es eine Fantasiewelt, in der die kleine Hauptakteurin Aufgaben lösen muss. Diese sind nicht weniger gruselig, aber zu bewältigen. Der Film ähnelt auf einer abstrakten Ebene sehr deutlich „Sucker Punch“.
  • Science of Sleep
    Der Hauptakteur lebt in Tagträumen. Fantasie, Träumereien und Realität mischen sich. Seine Lebensrealität wird angereichert durch diese erdachten Szenen, in denen er sich mit seinen Ängsten und Hoffnungen auseinandersetzt. Doch die Fantasien schlagen auch bis in die Realität durch. Ängste werden in die Realität projeziert. Handlungen in den Fantasiewelten werden unbeabsichtigt zu Handlungen in der Realität. Eine Freundin der Hauptperson teilt manche der Tagträumereien mit ihm. Dem Zuschauer wird zunehmend unklar, welche der Szene wirklich passieren und in wessen Fantasien man sich gerade befindet.
  • Das Kabinett des Doktor Parnassus
    Ein Truppe nostalgischer fahrender Künstler, ziehen mit einer Show durch die Lande. Sie laden ihre Gäste zu einer besonderen Reise ein. Durch einen magischen Spiegel können die Besucher in eine Traumwelt eintauchen, die vor allem von ihnen selbst abhängt. Jeder erschafft sich seine eigene Szenerie. Doch diese ist nicht ohne Risiko. Es gilt eine wichtige Entscheidung zu treffen. Dahinter steckt weit mehr und Doktor Parnassus ist nicht irgendwer. Sein Gegenspieler scheint der Teufel höchstpersönlich zu sein. Großartige Fantasiewelten mit einigen Überraschungen in der Besetzung.
  • Donnie Darko
    Ein wirklich seltsamer und düsterer Film. Längst nicht so verwirrend wie Lost Highway oder Mulholland Drive, aber es geht schon in die Richtung. Seltsame Visionen steuern auf einen Höhepunkt und eine Katastrophe zu. Alles spielt sich in einer seltsamen Metaphysik ab, die zwar für den Film erfunden wurde, dem Zuschauer aber in den Extras zum Film, als reale Parawissenschaft präsentiert wird, wodurch alles noch unheimlicher wird. Wer sich damit befasst, wird danach einen leichten Schauer haben, beim Gedanken an ein Tangentialuniversum.
  • Hinter dem Horizont
    Das Leben nach dem Tod und die Verbindung zurück ins Leben. Damit befasst sich dieser Film und nutzt dabei schöne Bilder. Das Jenseits ist eine bunte Welt, wenn unsere geistige Ausdruckskraft es ihr erlaubt. Gleichzeitig aber kann es eine düstere Welt sein, wenn wir uns selbst nicht verzeihen können. Eine seltsame Vision von Himmel und Hölle, mit dem Kerngedanken, dass alles möglich ist, wenn wir nur in der Lage sind es zuzulassen.
  • Pleasantville
    Ein meisterlicher Film aus dem Genre der „Einsteiger“-Movies, bei dem ein Zuschauer eines Films oder einer Serie, in die Serie hineingezogen wird. Die Serie, Pleasantville, ist eine Welt für sich, die nach ihren eigenen Regeln fungiert. Sie ist schwarzweiß, perfekt, aber auch glatt und sauber und ohne Sex. Das ändert sich jedoch schnell, als durch die Besucher neue Gedanken hinein gebracht werden. So wie sich die Gedanken fortentwickeln, verändert sich auch die Szenerie und wird bunt. Dies ist gleichzeitig eine herrlich kritische Auseinandersetzung mit dem Rassismusproblem, denn „farbige“ sind im Sprachgebrauch oft die „Schwarzen“, hier in diesem Fall aber eindeutig auch die bunten Menschen, die farbig und lebensfroh sind, vor denen sich aber andere fürchten. Spannend insgesamt: Die Welt wird manifestiert durch das was wir fühlen, glauben und denken.

Zeitreise und Zeitschleifen sind in der Sciencefiction ein beliebtes Thema. Meist stellt sich sofort die Frage, inwiefern nicht ein Paradoxon entsteht, wenn man seine eigene Vergangenheit verändert. Es gibt dazu nur drei populäre Lösungsansätze: 1) Es gibt ein Paradoxon und in der Konsequenz reagiert das Raum-Zeit-Gefüge durch dynamische Veränderungen. 2) Alle Möglichkeiten existieren als parallele Welten und bei einer Zeitreise reist man niemals in seine eigene Vergangenheit. 3) Jeder Einfluss auf die Vergangenheit ist Teil der schon immer vorhandenen Vorsehung und verändert nicht wirklich etwas. Nicht in jedem Fall diskutiert ein Film dies so expliziti. Manchmal läuft alles nur unter dem Aspekt, dass ein Akteur eine zweite Chance bekommt ein wichtiges Ereignis nochmals neu zu durchdenken und anders zu gestalten, um die richtigen Konsequenzen herbei zu führen.

  • 12 Monkeys
    Die Menschheit nach einer apokalyptischen Pandemie reist in die Vergangenheit, auf der Suche nach dem Kern der Ursache. Der Plan besteht eigentlich nicht darin, den Lauf der Geschichte zu verändern, dennoch wird dies versucht und man scheitert. Am Ende wurde alles falsch eingeschätzt und alles kommt so, wie es schon immer gekommen ist. Das besonders spannende daran sind die Zeitsprünge, bei denen die Reisenden zunehmend den Verstand verlieren und nicht mehr wissen, ob sie sich die Zeitreisen nur einbilden oder sie tatsächlich erleben.
  • Und täglich grüßt das Murmeltier
    Obwohl es sich hier offenkundig um eine Zeitschleife handelt, hat der Film nichts gemein mit üblichen Sciencefiction oder Fantasystreifen. Das macht ihn so besonders. Es ist eine Komödie die sich damit auseinandersetzt, was passiert, wenn ein Mann immer wieder den selben Tag erlebt, er das nicht ändern kann, er der einzige ist, der noch weiß, dass er alles schon einmal erlebt hat und er deshalb eine Vorhersehung für diesen Tag hat, die einem Gott gleich kommt. Dabei werden allerdings die psychologisch dunklen Aspekte komplett ausgeblendet und auch die wissenschaftlichen Fragen spielen keinerlei Rolle. Das Prinzip dieses Films, der im Original „Groundhog Day“ heißt, ist inzwischen derart bekannt, dass es auch in anderen Filmen und Serien immer wieder aufgegriffen wurde. Ein lustiges Beispiel dafür ist eine Episode von Stargate.
  • Primer
    Ein absoluter Geheimtip und herausragender Film in vielerlei Hinsicht, aber wirklich schwer zu begreifen. Der Film war eine Lowbudget Independant Produktion, mit einem großartigen Kosten-Nutzen-Verhältnis und existiert nur im englischen Original. Die Story ist komplex und verwirrend, da die Hauptfiguren mehrfach in der Zeit zurückreisen, aber der Film so knapp gehalten ist, dass er nicht alles ausführlich und langatmig zeigt und erklärt. Insgesamt macht Primer deutlich wie nah man dem Wahnsinn kommt, wenn man sich auf Zeitreisen einläßt. Es ist ein wenig wie Oceans Eleven, nur mit wirklicher Zeitreise.
  • Lola rennt
    Einer der wenigen deutschen Filme, die wirklich große Innovation geleistet hat und beim Zusammenspiel zwischen Bildern und Musik ein Kunstwerk erschafft. Konventionelle Vorstellungen werden ohne Zögern durchbrochen. Derselbe Handlungsablauf wird mehrfach erzählt, jeweils mit kleinen Abweichungen. Sobald ein Handlungsstrang aus dem Ruder läuft, wird er gestoppt und zurück auf Anfang gesetzt, so als ob alles nur ein Gedankenexperiment wäre. Etwas ähnliches passiert im Film „Wisdom – Dynamit und kühles Blut“. Bei Lola rennt wird dieses Zurücksetzen auf Anfang jedoch stärker und flexibler eingesetzt. Die Geschichte und Erzählweise ist auf mehrere Arten bemerkenswert. Zum einen werden viele einzelne Handlungsstränge geschickt immer neu kombiniert. Durch Verschiebungen im Timing entsteht eine neue Wahrheit. Alle weiteren Handlungskonsequenzen die nicht direkt in dem Film unterzubringen waren, werden über Flashforward Bilder, in Form von Polaroids eingeblendet. Zusätzlich wird Realfilm mit kurzen Comicsequenzen vermischt. Alles in allem ist der Film eine kurzweilige flexible Form, einen Handlungsablauf in seinen Konsequenzen zu erforschen und erinnert teilweise schon an ein Computerspiel, in dem in mehreren Versuchen der optimalste Spielverlauf gesucht wird. Somit ist das Konzept dem „Groundhog Day“ ausreichend ähnlich.
  • Butterfly Effect
    Ein Film, dessen Name prägend für das Genre ist. Der Butterfly Effekt zielt darauf ab, dass kleinste Änderungen, wie etwa der Flügelschlag eines Schmetterlinges, in der Zukunft große Veränderungen nach sich ziehen können. Lola rennt ist ein Film, der ebenfalls diesen Effekt benutzt. In Butterfly Effect erlebt ein Junge, ähnlich wie bei Donnie Darko, eine Reihe von Blackouts. Es gibt kurze Episoden, während deren er nicht Herr über sich selbst gewesen zu sein scheint. Später findet er heraus, wie er bewusst zu diesen Punkten zurückreisen kann, um sein Leben zu verändern. Die Versuche führen jedoch zu massiven Veränderungen, die nicht zu kontrollieren sind und meist noch größere Dramen nach sich ziehen. Dennoch kann der Junge Einfluss nehmen auf sein Leben.

Durch ein Portal, hinein in eine andere Welt. Auf dieses Konzept trifft man immer wieder. Es geht auf Alice im Wunderland zurück, die in einen Kaninchenbau stürzt, der ihr Zugang zu einer fantastischen Welt bietet. Dieser Bereich ist artverwand mit den Geschichten in denen eine Fantasiewelt gleich neben der Realität existiert. Im Unterschied dazu manifestiert sich der Übergang aber nicht nur in Gedanken, sondern hat eine handfeste körperliche Erscheinung, etwa in Form eines Schrankes, durch den man geht, oder eine Türe, durch die man tritt.

  • Der Sternwanderer
    Ein rundum schöner Fantasyfilm, der abseits von Herr der Ringe und Harry Potter unterwegs ist. Ein zentrales Element darin ist eine Mauer, die man überwinden muss, um in ein anderes fantastisches Land zu gelangen. Dies erscheint zunächst banal, aber eröffnet in der Tat neue Möglichkeiten und Erkenntnisse, denn die Mauer wurde auch in der Vergangenheit schon immer wieder einmal überwunden.
  • Die Chroniken von Narnia
    Im ersten Teil ist das Portal ein Kleiderschrank, durch den mehrere Kinder in ein fernes Königreich gelangen und dieses retten und schließlich sogar regieren. Doch die Portale verändern sich. Es sind immer wieder neue Möglichkeiten, wie man von der einen in die andere Welt gelangen kann.
  • Big Fish
    Bei Big Fish ist die Sache schwierig genau zu beschreiben. Ob der Übergang hier eher geistiger oder körperlicher Natur ist, oder ob alles von jeher nur eine Frage der Interpretation oder der geglaubten Wahrheit ist, bleibt unklar. Ausgangspunkt ist  eine erzählte fantastische Geschichte, in der viele unglaubliche Figuren vorkommen. Alles erscheint nur eine bunte Erfindung zu sein, doch genau dieser Schein könnte trügen.

Verschiedene Welten können in derselben Realität liegen. Unsere vertraute Gegenwart beherbergt gleich neben dem uns bekannten Ausschnitt andere Perspektiven, mit völlig abweichenden Lebensumständen anderer Menschen. Diese erscheinen uns wie andere Welten, wenn wir uns damit befassen. Die Liste der Filme die sich dem öffnen, ist lang, aber soll hier nicht genannt, sondern nur stellvertretend mit einem Beispiel belegt werden:

  • Babel
    Ein Film der sehr gezielt mehrere Geschichten nebeneinander stellt. Alle haben miteinander zu tun, wirken für sich genommen aber wie komplett unterschiedliche Kurzgeschichten. Lebensumstände, Erzählart und Perspektive sind jeweils andere. Die Welten bleiben voneinander getrennt. Sie interaggieren nur über wenige dünne Brücken miteinander. Der Blick aus einer der Welten, auf die jeweils anderen Welten, wirkt stets unklar und befremdlich. Dennoch können wir in jede der Welten eintauchen, uns darin orientieren und uns damit anfreunden. Dieser Film zeigt sehr gut, wie unterschiedlich die Welten sein können und wie sehr sie dem nahe kommen, was wir sonst nur aus dem Vergleich von Traum und Wirklichkeit kennen.

Das Buch der Welten